Der Sagenbrunnen vom Marktplatz

Insgesamt zehn Oberpfälzer Sagen sind im Brunnen auf dem Regenstaufer Marktplatz verewigt. Er wurde im Herbst 1986 eingeweiht und markiert den Abschluss des letzten Marktplatzumbaus vor 40 Jahren. Die damaligen Verantwortlichen wollten ein Wahrzeichen und einen Treffpunkt für Regenstaufer und Gäste schaffen. Im Zuge der aktuellen Baumaßnahme im Regenstaufer Ortskern bleibt der Brunnen an seiner angestammten Stelle unverändert erhalten, genauso wie die Sagen immer noch unverändert weitererzählt werden.

Der damalige Bezirksheimatpfleger Dr. Adolf J. Eichenseer schreibt 1986 in seinem Vorwort zur Brunnendokumentation: „Dieses neue Wahrzeichen Regenstaufs verbindet die Funktion des Wasserspenders mit der eines kunstvollen Denkmals, eines Erinnerungsmales an die Kulturgeschichte der engeren und weiteren Heimat.“ Man wollte damals ein Bindeglied zwischen Geschichte, Brauchtum und den Menschen schaffen. Entworfen und gebaut hat ihn der Eggenfeldener Bildhauer Joseph Michael Neustifter.

Er war damals mit unzähligen Preisen ausgezeichnet und konnte mehr als 50 große Arbeiten im staatlichen, kommunalen und kirchlichen Kontext vorweisen. Neustifter lernte das Bildhauerhandwerk bei seinem Vater und studierte von
1969 bis 1975 an der Akademie der Bildenden Künste in München. 

Möglicherweise waren die volkstümlichen Motive mit ihrem regionalen Bezug in seinem Entwurf ausschlaggebend für den Zuschlag der Regenstaufer Jury. Schließlich beteiligten sich 16 weitere Künstler an einem Wettbewerb um die beste, regional passendste und künstlerisch ansprechendste Idee für den Brunnen auf dem Marktplatz.

Während der Marktplatzumbau sich heute in eine ganze Reihe von Bauabschnitten einfügt, bildete er bei der letzten großen Baumaßnahme in den Jahren 1983/84 den Ausgangspunkt der Ortssanierung. Zum Abschluss dieses ersten Bauabschnitts wurde damals der Brunnen errichtet und eingeweiht. Neustifter widmete den Sagenbrunnen dem oberpfälzer Volkskundler und Sagenforscher Franz Xaver von Schönwerth (1810-1886), dessen 100. Todesjahr zur Einweihung 1986 begangen wurde.



Diese zehn Sagen finden sich am Brunnen

Ein Regenstaufer Tagelöhner stahl ein Schwein und versteckte es im Bett einer Kammer seines Hauses. Einem Polizisten gegenüber versuchte er, die Sau als kranken Oherrn (also als Ahn/Vorfahre) zu verkaufen.

Nach der Sage werden diejenigen, die Bier mit Wasser gestreckt haben, nach ihrem Tod auf die Burg Stockenfels verbannt.

Bei diesen weiblichen Zauberwesen wurden während der Taufe Fehler gemacht, sodass sie als Federn durch Schlüssellöcher schweben und Menschen zu Tode drücken. 

Eine Adlige, die von ihrem Gatten ermordet wurde, wandelt seither auf der Burg. 

Er wird mit goldenen Sicheln abgebildet und ist ein Korndämon, der das Getreide durch Hexerei schädigt (Kornbrand).

Die kleinen, kaum drei Fuß hohen, Geschöpfe sind dem Menschen gut gesinnt. Sie leben im tiefen Wald oder als Hausgeister.

Er ist ein dämonischer Waldgeist, der als arme Seele auf Erlösung wartet und Holzdieben nach dem Leben trachtet.

Die Seelen toter Missetäter jagen Waldfräulein, die vor den wilden Reitern nur in Baumstümpfen sicher sind, in die Waldarbeiter Kreuze mit der Axt geschlagen haben.

Der Teufel erfüllte einem armen Schmied in einer Christnacht den Wunsch nach Reichtum. Zwanzig Jahre lebte dieser in Saus und Braus, bevor ihn sich der Teufel holte.

Sie gelten als besonders arme Seelen, die aber Wanderern in der Nacht den Weg heimleuchten. Bekommen sie ein „Vergelt´s Gott“ zu hören, sind sie erlöst.

Detaillierte Informationen finden Sie im Buch „Oberpfälzer Sagenbrunnen in Regenstauf“, erhältlich im Rathaus.

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